".... ja, ich meditier ja auch..." Diesen Satz höre ich oft, wenn ich über Buddhismus spreche. Wenn ich dann genauer nachfrage, was das denn bedeute, kommt gerne: "weißt du, irgendwie bin ich ja dann auch Buddhist oder so...."
Nun bin ich neugierig und frage nach, welcher Tradition sie oder er denn angehöre. Darauf kommt dann meist verständnisloses Schweigen.
Dass nicht jede Person, die meditiert auch Buddhistin ist, ist den meisten nicht klar. Dass mehr dazu gehört, als "ein Stück weit" zu meditieren, ist bei der heutigen verallgemeinernden Gleichmacherei, in der alles eine Sauce ist, schwierig zu vermitteln. Jeder weiß irgendwie irgendetwas, aber nichts Genaues. Mehr zu wissen, scheint ja auch nicht nötig zu sein. Halbwissen reicht - auch in der Schule. Und Buddhismus ist ja doch "irgendwie cool", "modern", "hip". Da reicht es dann, eine Yogamatte zu Hause zu haben und "so ne Art Buddhastatue".
Meditation, jedoch, gibt es nicht nur im Buddhismus, sondern auch im Christentum oder anderen Religionen. Aber die Art und Weise, die Praxis und das Ziel sind sehr verschieden. Selbst innerhalb des Buddhismus gibt es verschiedene Traditionen, Schulen und Meditationspraktiken.
Doch eines gilt für alle buddhistischen Schulen. Das sind die vier edlen Wahrheiten und die vier Siegel der Lehre des Buddha:
Die vier edlen Wahrheiten lauten:
- die Wahrheit vom Leiden,
- die Wahrheit von den Ursprüngen des Leidens,
- die Wahrheit von den Beendigungen des Leidens
- und die Wahrheit von den wahren Pfaden.
Leiden bedeutet hier, dass alles, was ist, veränderlich ist, also dem Werden und Vergehen unterworfen ist, Altern, Krankheit, Tod. Niemand ist davor gefeit.
Die Ursprünge des Leidens meinen alles Handeln mit Körper, Rede und Geist, z. B. Töten, Steheln, Lügen, aber auch verletzende Rede o. ä. Die Ursprünge kommen also aus den Leidenschaften, aus Hass, Gier und Unwissenheit, die den beiden ersteren zugrunde liegt.
Das Leiden zu beenden, bedeutet, jene verblendeten Geisteszustände zu erkennen und dann zu unterlassen.
Die Wahheit von den wahren Pfaden erklärt, wie man die Ursachen für die Beendigungen des Leidens schaffen kann: Um die Leidenschaften zu beenden und die Weisheit der Selbstlosigkeit zu erkennen, müssen die Pfade geübt werden, der Geist muss geschult werden. Dieser Pfad ist ein achtfacher Pfad, bestehend aus vollkommener Einsicht, Entschluss, Rede, Handeln, Lebenserwerb, Anstrengung, Achtsamkeit und Sammlung.
Die vier Siegel heißen:
- Alle Produkte sind unbeständig,
- alles Befleckte ist leidhaft,
- alle Phänomene sind leer und ohne selbst,
- Nirvana ist Frieden.
Diese vier Siegel hängen eng mit den vier edlen Wahrheiten zusammen.
Wenn man Zuflucht zum Buddhismus genommen hat und sich mit den vier edlen Wahrheiten auseinandersetzt und die vier Siegel erkennt und den achtfachen Pfad übt, kann man von sich sagen man sei Buddhist oder Buddhistin. "....irgendwie ein Stück weit meditieren" und ein bisschen BuddhistIn sein, das funktioniert nicht.
Literatur zum Weiterlesen:
- Helmuth von Glasenapp, Die fünf Weltreligionen. Hinduismus, Buddhismus, Chinesischer Universismus, Christentum, Islam, diederichs Gelbe Reihe, München 1996.
- Nyanaponika, Geistestraining durch Achtsamkeit, Verlag Christiani, Konstanz 1984.
- Hans Wolfgang Schumann, Der historische Buddha. Leben und Lehre des Gotama, Diederichs Gelbe Reihe, München 3. Aufl. 1990.
- Ernst Waldschmidt, Die Legende vom Leben des Buddha, Verlag für Sammler, Graz 1982.
Hallo, mit diesem Artikel würde ich gerne wieder eine Frage verbinden, nämlich: Wie sehen Sie das? Schreiben Sie Kommentare, diskutieren Sie mit. Ich freue mich auf eine angeregte Debatte :)
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